WIE DATENVISUALISIERUNG UNSER GEHIRN BEEINFLUSST
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“
Diese Statement kennt wahrscheinlich jeder. In unserem Fall würde man es vielleicht eher umwandeln in „Eine Visualisierung sagt mehr als tausend Zahlen in einer Tabelle.“ In diesem Blog-Beitrag wollen wir uns näher damit beschäftigen wie Datenvisualisierung mit der menschlichen Informationsverarbeitung zusammenhängt – genauer gesagt unserer visuellen Aufmerksamkeit.
Tatsache ist, dass unser Gehirn nicht darauf ausgelegt ist, ein Zielobjekt in mitten von Objekten mit ähnlichen Merkmalen schnell und präzise zu finden. Schauen wir uns ein Beispiel an: Können Sie das Wort „HOPMANN“ in diesem Raster finden?
Wir sind sicher, Sie konnten es finden, was fantastisch ist, aber es hat Zeit und Mühe gekostet.
Das liegt daran, dass unser Gehirn nicht alle Informationen gleichzeitig verarbeiten kann. Unsere Aufmerksamkeit bestimmt, welche Informationen relevant sind und weiterverarbeitet werden, aber auch welche irrelevant und somit vernachlässigbar sind. So können die Buchstaben H, O und P in unserem Beispiel als relevant eingestuft werden, die Buchstaben E oder X dagegen als irrelevant. Da sich Buchstaben aber nicht allzu stark voneinander unterscheiden, müssen alle nacheinander angeschaut werden, wodurch der Zeitaufwand immens ist. Haben Sie diese Zeit nicht, z.B. wenn ich Ihnen nur 2 Sekunden für ein Rätsel gebe, übersehen Sie womöglich das Wort oder machen Fehler. Keine Sorge, es liegt nicht an Ihnen, es liegt in der Natur des Menschen!
Aber was, wenn wir dem Raster etwas Farbe hinzufügen?
Diesmal bin ich mir sicher, dass Sie blitzschnell das Wort „HOPMANN“ gefunden haben. Durch die Veränderung eines elementaren Merkmals wie Farbe wird unsere Aufmerksamkeit geleitet und das Zielobjekt sticht ins Auge. Man bezeichnet dies auch als „Pop-Out Effekt“. Auch andere visuelle Merkmale wie Form, Größe, Rotation oder Kontext können dafür verwendet werden. Das kritische Problem: Benutzt man zu viele dieser Merkmale, wird unsere Aufmerksamkeit in alle Richtungen gelenkt, was wiederum keinen Mehrwert hat und am Ende nicht besser ist als keine visuelle Hilfe.
Wären Wortsuchrätsel Teil der Stellenbeschreibung eines Analysten, könnten wir hier aufhören, aber es wird noch komplizierter. Ein Unternehmen sammelt heutzutage sehr viele Daten und nicht alle davon sind relevant. Hat man erstmal irrelevante Daten aussortiert, muss man die Daten nun so visualisieren, dass diese auch interpretierbar sind. Man will die Daten ja nicht nur verstehen, sondern auch Schlüsse daraus ziehen, Trends erkennen und Entscheidungen ableiten. Unterschiedliche Gehirnregionen für beispielsweise das Gedächtnis oder die Entscheidungsfindung arbeiten hier auf komplexe Art und Weise zusammen.
Schauen wir uns mal diese Tabelle für 10 Sekunden an:
Abgesehen davon, dass die Tabelle die Umsatzzahlen für 4 Produkte über einen Zeitraum von 12 Monaten anzeigt, ist es schwierig, interessante Muster oder Trends in den Daten vollständig zu erfassen.
Aber was, wenn wir diese Daten IRGENDWIE visualisieren?
Auch wenn Produkt 2 hier schön mit Farbe hervorgehoben wurde, um unsere Aufmerksamkeit darauf zu lenken, ist es schwierig die Daten zu interpretieren.
Versuchen wir es mal anders.
Auf diese Weise reichen 10 Sekunden aus, um nicht nur eine klare Vorstellung der Daten zu bekommen, sondern auch, um eine tiefergehende Frage zu beantworten (Auf welches Produkt sollten wir uns in Zukunft fokussieren?). Verstehen Sie uns nicht falsch, es ist keineswegs einfach, komplexe Informationen einfach darzustellen! Wir Datenanalysten und -visualisierer haben uns dies aber zum Ziel gesetzt, um Unternehmen besser und schneller voranzutreiben.
Fassen wir zum Schluss nochmal alles zusammen: Das menschliche Gehirn ist nicht dafür ausgelegt, Objekte mit ähnlichen Merkmalen wie eine Tabelle mit Daten schnell und fehlerlos zu verarbeiten. Visualisierungen können dabei helfen, unsere Aufmerksamkeit in bestimmte Richtungen zu lenken und Informationen mit wenig Aufwand zu verstehen. Die Interpretation der Informationen wird wiederum durch die Wahl der Visualisierungsart stark beeinflusst.
Wenn Sie also das nächste Mal Ihre Berichte bis zum Rand mit Datentabellen füllen, denken Sie an die Bedeutung der Datenvisualisierung und beginnen Sie diese Zahlen in einer geeigneten Grafik darzustellen. Wir sind uns sicher, dass Ihnen mindestens eine Person dafür danken wird.